Cloud oder on-premise? Eine Frage, die sich auch Anbieter von Forderungsfinanzierungs-Dienstleistungen längst stellen. Es gibt hierauf keine Standardantwort, weil eine Vielzahl von innerbetrieblichen sowie strategischen Faktoren dabei eine Rolle spielen. Wie bei jeder Entscheidung muss man auch hier alle Pros und Contras hinsichtlich der zentralen Frage „Welchen Nutzen hat man?“ beantworten. Natürlich: Es gibt bei der Forderungsfinanzierung (wie bei Finanzgeschäften im Allgemeinen) sensible Bereiche, die vordergründig zu berücksichtigen sind und – sagen wir – weitere zu beachtende Nebenkriterien. Lassen Sie uns an dieser Stelle die wesentlichen Faktoren betrachten, um Ihnen im besten Fall eine erste Entscheidungsgrundlage zu liefern.
Sicherheit und Updates
Compliance und Sicherheit gehören in jedem Fall zu den Themen, die man als Service-Anbieter immer vor Augen haben sollte. Wie sicher sind die Kundendaten? Wie sieht es mit Upgrades und Backups aus? Wer trägt allgemein das Risiko? Es ist ein Trugschluss, wenn man meint, dass on-premise gespeicherte Daten viel sicherer sind als in der Cloud gehostete. Die Sicherheitsmaßnahmen von SaaS-Applikationen sind in der Regel auf einem sehr hohen Niveau. Letztlich liegt es ja im Interesse der jeweiligen Server- und IT-Provider, ihre Kunden (SaaS-Anbieter) zufriedenzustellen und nicht durch Datenlecks und Hackerangriffe zu vergraulen.
Darüber hinaus finden automatische Backups statt, die für die notwendige Sicherheit sorgen, wenn es zu Ausfällen der Daten kommen sollte. Wartung und Support liegen auch in der Hand des SaaS-Anbieters, so dass man sich als Nutzer nicht darum kümmern muss. Auch erhalten die Applikationen ständig neue Upgrades, dadurch bleibt man immer auf dem aktuellsten Stand. All dies lässt sich auch on-premise durchführen, allerdings sind für jeden der genannten Bereiche (Sicherheit, Backup, Upgrades, Wartung und Support) eigene Ressourcen einzuplanen, die mit entsprechenden Kosten einhergehen. Nicht zu vergessen: Wenn man auf die eigene Datenspeicherung und -verwaltung setzt, trägt man auch selbst das gesamte Risiko. Bei Saas ist das nur begrenzt der Fall, hier steht der jeweilige Anbieter in der Pflicht.
Verkürzte time-to-market
Neben der Sicherheit gibt es noch weitere Kriterien, die zumindest für viele Start-ups und Marktneueinsteiger von größerer Bedeutung sind. Wir sprechen hier von Prozessen, die ganz am Anfang einer Nutzung stehen – gemeint sind Implementierung und Verfügbarkeit – sowie von Faktoren, die erst nach dem Go-Live wichtig sein können: Skalierbarkeit und Funktionalitäten. Beim Saas-Konzept ist die Implementierung (die auch Onboarding genannt wird) in der Regel mit einem vergleichsweise geringen Zeitaufwand verbunden. Es gibt zwar auch hier einiges zu beachten wie etwa eine feste Rollenzuweisung hinsichtlich der Verantwortlichkeiten sowie das richtige Einbetten der SaaS-Lösung in den internen Workflow. Aber grundsätzlich kann der SaaS-Nutzer die Applikation sehr schnell seinen Endnutzern bereitstellen, sprich: die time-to-market verkürzt sich enorm gegenüber eine on-premise-Implementierung.
Das heißt, neben einer Kosteneinsparung wird man in die Lage versetzt, relativ schnell in einen Markt einzutreten. Dass die Applikation zudem von überall her, jederzeit und von allen Geräten aus bedienbar ist, macht die SaaS-Variante zusätzlich attraktiver. Schnelligkeit und eine breite Verfügbarkeit sind einfach absolut entscheidende Wettbewerbsvorteile.
Skalierbarkeit und Features
Skalierbarkeit wird als eines der Vorteile von SaaS-Lösungen angeführt. Über pay-per-use- ist eine relativ schnelle Anpassung an das Wachstum des Nutzers oder allgemein an wirtschaftliche Gegebenheiten möglich. Hier können on-premise-Lösungen nicht mithalten und sind bei absehbarem Wachstum und/oder Marktturbulenzen keine ideale Wahl aus Nutzersicht. Wie sieht es mit den verfügbaren Features einer Applikation aus? Auch hier punktet SaaS, da weitere Funktionalitäten flexibel hinzugefügt werden können. Solche Anpassungen sind zwar auch bei on-premise möglich, aber in der Regel mit deutlich mehr Aufwand verbunden. Ein weiterer Vorteil, der an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben sollen, sind die kürzeren Kündigungsfristen bei SaaS. Auch das bedeutet letztlich ein Mehr an Flexibilität.
Es liegt auf der Hand: Saas-Lösungen sind auch für die Forderungsfinanzierung heutzutage ein Muss, wenn auch nicht unbedingt für jeden. Bei Neugründungen oder Neustarts in Märkten führt kein Weg daran vorbei. Auch wer später hochflexibel bleiben will, findet bei SaaS die richtige Wahl. Es geht letztendlich um eine Kosten- und Zeitersparnis, bei einer deutlich höheren Flexibilität und akzeptabler Sicherheit. Natürlich ist SaaS kein Selbstläufer oder das Rundum-Sorglos-Paket, auch wenn es sich danach anhört. Man muss die Prozesse ständig im Auge behalten und gegebenenfalls nachsteuern. Weitreichende Reportings sowie integrierte Warnmeldungen helfen da weiter.
Überblick: die Schritte in Richtung Cloud-Anwendung*
Gehen wir zu dem Punkt, an dem Sie zwar schon wissen, dass Sie Ihr Factoring-Business in die Cloud migrieren wollen – aber Sie haben noch keine Ahnung, wie, wann und mit wem. Hier gibt es einige Fragen, auf die Sie die passenden Antworten finden sollten, bevor es losgehen soll. Andernfalls kann Ihre angestrebte Reise in die Cloud auch schnell zu Enttäuschungen führen.
1. Ziele setzen: Fragen Sie sich, wo Sie bzw. Ihr Unternehmen in einem oder fünf Jahren stehen wollen? Die gesetzten Ziele sollten in jedem Fall mit den geschäftlichen Anforderungen und Zielen des Unternehmens übereinstimmen.
2. Strategie festlegen: Legen Sie eine Strategie sowie einen verbindlichen Zeitplan fest. Bis wann sollen die Ziele erreicht werden? Ist der Zeitplan auch realistisch umsetzbar? Stimmt die Strategie auch mit dem Gesamtziel des Unternehmens überein?
3. Anbieter auswählen: Jetzt geht es an die Recherche nach der richtigen Technologie bzw. nach dem passenden Anbieter. Letztlich werden hierbei Ihre Ziele und Strategien eine gewichtige Rolle spielen. Unabhängig davon sollten Sie nach Lösungen Ausschau halten, die vor allem ausreichend flexibel und skalierbar sind.
4. Team zusammenstellen: Wählen Sie in Ihrem Unternehmen qualifizierte und motivierte Kollegen aus, die das gesamte Projekt begleiten sollen. In der Regel werden Ihnen vom jeweiligen Anbieter auch Experten zur Seite gestellt, die Sie vom ersten Tag an fachlich beraten – so lassen sich unnötige Ineffizienzen vermeiden.
5. Migration durchführen: Welche Daten sollen in die Cloud migriert werden? Das entscheiden Sie gemeinsam mit den Fachexperten des Anbieters. Nach erfolgreichen Testmigrationen und deren Abnahme erfolgt dann final die Komplettmigration – hoffentlich reibungslos und ohne Verluste.
6. Live gehen und managen: Nach Ihrem Live-Gang in die Cloud haben Sie einen wichtigen Schritt geschafft, Glückwunsch! Aber jetzt heißt es: Die Anwendung und deren Performance ständig im Blick behalten. Entwickeln sich die Dinge (etwa Kostensenkung) so, wie Sie es sich vorgestellt haben? Falls nicht, muss rechtzeitig an den entsprechenden Stellschrauben gedreht werden.
* Mit Verweisen auf den Artikel von Kevin Davis: “How to migrate (successfully) to the cloud” (2023)