Es war schön, wieder einige unserer Kund*innen, Partner*innen und Interessent*innen live und in echt zu sehen. Wir haben in 2022 bewusst darauf verzichtetet, das Symposium als hybride Veranstaltung stattfinden zu lassen. So hieß es dann am 13. Oktober auch „Kommen Sie doch bitte herein ins neue Frankfurter Stadthaus“ und nicht „Wählen Sie sich über folgenden Link ein“. Bei der Begrüßung blickten efcom CEO Arnulf Romann, unser Chief Partner Officer Federico Avellán Borgmeyer und Oliver Rölle als Head of Training entsprechend in viele neugierige Gesichter. Über welche Neuerungen wird die efcom dieses Mal berichten? Was haben die externen Redner*innen vorbereitet? Die Antworten hierauf folgten prompt.
Zuerst schilderte FCI-Generalsekretär Peter Mulroy die Lage auf den globalen Factoring-Märkten und blickte durchaus optimistisch in die Zukunft. Fakt ist, dass die Wachstumsraten des globalen Factoring-Volumens laut FCI-basierten Daten in den vergangenen Jahren außerordentlich hoch waren. Insbesondere in Nordamerika sowie in Afrika war die Entwicklung von einer hohen Zunahme des Volumens gekennzeichnet. In Europa, das nach wie vor den größten Anteil am globalen Factoring-Volumen inne hat, konnte Deutschland sehr gut performen – neben UK, Frankreich und Italien. Auf Produktebene lag das Non-Recourse-Factoring mit über 50% global weiter an erster Stelle. In Zeiten des Wachstums steigt aber erfahrungsgemäß auch das Betrugsrisiko, vor allem der vorsätzliche Betrug. Hier gilt es, verstärkt entsprechende Instrumente zur Prävention und Prüfung einzusetzen. Laut Peter Mulroy wird das aber die Erfolgsaussichten des Factoring kaum schmälern können: Bei einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 6 % in den nächsten zehn Jahren wird der Factoring-Markt schätzungsweise 10 Billionen US-Dollar übersteigen und damit fast 10 % des weltweiten BIP ausmachen!
Anschließend schilderte Dr. Dr. Michael Rasche aus philosophischer (!) Sicht, was es mit unserer Suche nach Sicherheit auf sich hat. Denn: Es war keineswegs so, dass der Faktor Sicherheit bei den Menschen (in Europa) einen dermaßen hohen Stellenwert hat wie es heute der Fall ist. Im Mittelalter etwa stand Sicherheit kaum im Fokus der Menschen, obwohl die Zeiten kaum weniger aufwühlend oder gar konfliktfrei waren. Letztlich war es damals jedoch die allgegenwärtige Religion in Politik, Wirtschaft und Alltag, die uns Sicherheit verlieh: Gott war allgegenwärtig und sorgte dafür, dass man sicher durchs Leben ging – insofern man sich an die Regeln und Gebote hielt. Im Spätmmittelalter kam es jedoch zum Bruch mit der Religion, die weltlichen Dinge rückten mehr in den Vordergrund, der Mensch entdeckte die Natur und mit ihr die Wissenschaft. Nunmehr war man auf sich selbst gestellt oder um es mit den Worten von Nietzsche zu sagen: „Gott ist tot und wir haben ihn getötet!“ Das Verschwinden der Religion als staatliche und gesellschaftliche Klammer sowie die Auflösung sozialer Milieus sorgte letztlich dafür, dass der Mensch immer mehr nach Sicherheit sucht. Wege, um mehr Sicherheit zu erreichen, sind laut Michael Rasche etwa die Gemeinschaft oder die Vernunft. Aber auch in der Unsicherheit steckt das Potenzial, Neues entdecken und erreichen zu können. Insofern steckt in jeder Krise eine Chance, die es zu nutzen gilt. Alles in allem, sicherlich ein eher ungewohnter Vortrag, aber durchweg spannend und inspirierend.
Nach einer Kaffeepause ging es spannend weiter: In zwei parallelen Slots konnten sich die Teilnehmer*innen entscheiden, entweder etwas über die Highlights in ef3 und efOnline zu erfahren oder an einem Vortrag mit juristischem Schwerpunkt teilzunehmen. Oliver Rölle zeigte in seinem Beitrag, welche Updates und Erweiterungen in ef3 es in den vergangenen Monaten gegeben hat – die Stichworte lauteten hier u.a. Automatisierung, Berechtigungen und Kompetenzen, Importe und Wiedervorlagen. Im Anschluss folgten die Highlights in efOnline, präsentiert Michael Petrovic (Projekt-Manager efOnline), Markus Bienek (Produkt-Manager ef3 Webservice) und Markus Aigner von unserem Partnerunternehmen friendWorks. Hierbei ging es u.a. um die Zwei-Faktor-Authentifizierung, den permanenten Ausbau der Webservices-Schnittstelle, um sie für Dritte noch offener zu gestalten sowie um die Live-Demo des Workflows im Bereich der automatischen Beleglesung. Letzteres wurde von Herrn Aigner federführend vorgestellt.
Parallel dazu fand in einem anderen Seminarraum der Online-Vortrag von Wolf Stumpf von der Rechtsanwaltskanzlei Noerr LLP statt – zum Thema „Internationales Factoring – krisenbedingte Herausforderungen und rechtliche Rahmenbedingungen“. Dabei wurden die rechtlichen Unsicherheiten auf internationaler Ebene skizziert ebenso wie aufsichtsrechtliche Vorgaben, die ebenfalls zu Einschränkungen in der Factoring-Dienstleistung führen können. Die Schlussfolgerungen lauteten: Es gibt (leider noch) kein „Weltrecht“, das für eine 100% Rechtssicherheit im Fatoring sorgen könnte. Demnach heißen die möglichen Lösungsansätze gemäß wolf Stumpf Factoring-Rahmenverträge, das Two-Factor-System von FCI oder das so genannte Doppelstockverfahren, wobei letzteres sowohl Vor- als auch Nachteile bietet. Hinzukommen krisenbedingte Herausforderungen wie steigende Insolvenzen, eine zunehmende Überschreitung von Zahlungszielen oder die Sanktionen gegen Russland. Dem kann und muss man entsprechend gegenübertreten – sei es durch die Verringerung von Risiken durch Ausschluss mancher Branchen oder Anpassung der Konditionen. Letztlich plädierte auch hier der Redner, in der Krise auch eine Chane zu sehen.
Im Anschluss daran folgten die Partner-Slots von jeweils 10 Minuten, in denen sich jedes der insgesamt fünf Unternehmen kurz vorstellen konnte. Die Gelegenheit nutzen entsprechend Hasibe Genova von AMFS aus Bulgarien, Mateja Campa von Gora d.o.o. aus Slowenien, José Morera von Tech4Fin aus Spanien sowie Romina Treml von friendWorks aus Straubing in Bayern. Außerdem präsentierte Oliver Rölle die Vorteile von Datango.
Nach dem Mittagessen betrat Kristina Jeromin die Bühne und begeisterte in ihrem frei gehaltenen Impulsvortrag zum Thema Sustainability und ESG das Publikum. Ihr Tenor: Sich um Nachhaltigkeit in der Finanzbranche zu kümmern, ist mittlerweile keine Wahl mehr, sondern ein Muss. Dass es kein Patentrezept für Herausforderungen in VUCA-Zeiten gibt, darauf hat Federico Avellán Borgmeyer gleich zu Beginn seines Vortrages hingewiesen. Trotzdem hat man bei efcom in letzter Zeit viel getan, um mithilfe eines durchdachten Angebots für mehr Resilienz zu sorgen. Zu nennen wären hierbei ein Plus an Flexibilität mittels modularer Lösungen, Skalierbarkeit hinsichtlich der Nutzung (Pay-per-use), eine stetige Verbesserung des Kundenerlebnisses (anytime, anywhere, from any device), erhöhte Sicherheit, sowie zunehmende Internationalität.
Was lässt sich abschließend über das Factoring Symposium sagen? Dass sich hoffentlich alle Teilnehmer*innen wohl gefühlt haben im Frankfurter Stadthaus und viele neue Ideen und Anregungen mitnehmen konnten. Insofern freuen wir uns jetzt schon, fürs nächste efcom-Event einzuladen – bleiben Sie gespannt!