Symposium 2025
Rückblick: Unser besonderer Branchentreff im Jubiläumsjahr

Zahlreiche Gäste und Referent*innen nehmen am Jubiläums-Symposium teil
Spannende Panels zu aktuellen Themen sowie neuen efcom Software-Features
Kulinarische Abendgestaltung im Frankfurter Westhafen
Live-Interview: Wenn sich zwei langjährige Experten treffen
Zu den internationalen Gästen zählten Michael Bickers, Geschäftsführer von BCR Publishing aus London, sowie Neal Harm in seiner Funktion als Generalsekretär des FCI mit Sitz in Amsterdam. Die beiden sind bereits seit vielen Jahren in der Factoring-Welt unterwegs und kennen die Aufs und Abs, die Chancen und Risiken, die es in der Branche gibt – nicht nur regional, sondern auch weltweit. Entsprechend spannend war der Austausch der beiden in Form eines Interviews, bei dem Michael als Fragesteller und Neal als Antwortgeber wirkten. Es ging dabei zum einen um die Entwicklung von Factoring weltweit: Hier ist – insbesondere in vielen Transformationsländern – ein konstantes Wachstum zu verzeichnen, auch im Vergleich zur jeweiligen BIP-Veränderung. Zum anderen wurde über den Einfluss von geopolitischen Entwicklungen gesprochen. Hier sollte man laut Neal Harm eher die langfristigen Bewegungen der Handelsströme im Blick behalten (China-Südamerika, China-Afrika), anstelle sich nur auf kurzfristige Disruptionen zu konzentrieren (Handelsstreit USA).
Ein weiterer Gesprächspunkt war der Einfluss neuer Technologien auf das Factoring. Die Digitalisierung hat Handelsprozesse wesentlich schlanker und damit auch schneller gemacht. KMU haben durch diese Effizienzsteigerung einen besseren Zugang zu Märkten erhalten. In KI sieht Harm in erster Linie ein Tool zur Verbesserung der Datennutzung und -interpretation und weniger als Hilfe für die finale Finanzierungsentscheidung. Im Einsatz von KI stecken sowohl Chancen als auch Risiken, in Form von Betrug. Des Weiteren wurde das Thema Bildung beleuchtet. Hier leisten Organisationen wie FCI wichtige Vorarbeit, um die Idee sowie das Konzept von Factoring bzw. Supply Chain Finance verständlich zu machen.

Links: Michael Bickers, rechts: Neal Harm
Panel ``Risiko``: Recht, Kunden, Debitoren und Regulatorik
Zu den Panelisten gehörten efcom-CEO Arnulf Romann, Christian Faber von der Rechtsanwaltskanzlei Bette Westenberger Brink (BWB) sowie Jan Pieper, ebenfalls von der efcom. Ziel des Panels war es, das Thema Risiko aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, sowie deren jeweilige zeitliche Entwicklung. Schaut man auf die rechtliche Komponente, so kann vor allem die Rechtssicherheit als ein wesentlicher Faktor genannt werden. Besteht diese nicht, ist die Entfaltung des Factoring nur eingeschränkt möglich. In sehr vielen Ländern der Welt existieren darüber hinaus Abtretungsverbote, das heißt, hier ist Factoring nur schwer umsetzbar. Anschließend wurde das Kundenrisiko beleuchtet, das eine enorme Auswirkung auf den Geschäftsbetrieb von Factoring-Unternehmen haben kann, insbesondere in der heutigen Zeit der zunehmenden konjunkturellen Unsicherheiten. Hier wurde die Frage gestellt, inwiefern bestehende Ankaufregeln an die geänderte Konjunktursituation angepasst werden müssten. Hier wäre eventuell auch ein gewisser Mentalitätswandel innerhalb der Unternehmen nötig.
Fakt ist, dass die zunehmenden Insolvenzen in Deutschland (auf Kunden- und Debitorenseite) für Unsicherheiten im Umgang mit Forderungen führen, da auch das Risiko von möglichem Betrug steigt. Das allgemeine Risikoprofil hat sich demnach in den vergangenen Jahren merklich verändert. Hier ist es ratsam, das eigene Personal zu schulen, bestehende Verträge zu prüfen und die Geschäftsprozesse intensiv zu kontrollieren. Bei der Betrachtung des Faktors Regulatorik wurde festgestellt, dass in Europa zwar ein hochkomplexes, aber nicht harmonisiertes System besteht. Das macht es auch für Lösungsanbieter schwierig, die entsprechenden Märkte zu bedienen und sich darauf einzustellen. Die DORA-Regulatorik gilt europaweit. Zudem steht das so genannte AML-Package an, das sich unter anderem mit KYC- und Meldeprozessen beschäftigt. Letztlich nehmen auch die Cyber-Risiken für Unternehmen zu und sind entsprechend zu minimieren.

Von links nach rechts: Arnulf Romann, Christian Faber und Jan Pieper
Panel ``Innovationen``: Von Islamic Factoring bis KI
Bei diesem Panel standen – oder besser: saßen – die meisten Redner auf dem Podium. Diese waren: Horst Becker von KPMG, Abdelrahman El-Beltagy von efcom, Daniel Huszár von Huszarconsulting, Bastian Kurz von Adacor sowie Dr. Vinai Biju und Federico Avellán Borgmeyer, beide ebenfalls von efcom. Im Fokus des Panels standen neue Produkte und technologische Innovationen. Wir möchten an dieser Stelle nur einige ausgewählte Panel-Beiträge vorstellen und diese auch nicht in aller Detailtiefe, da es sonst den Rahmen sprengen würde.
Den Anfang in diesem Panel machte Horst Becker, der die Implementierung von Lösungen bei der KPMG betreut. Seine zentrale Message lautete: Seien Sie offen für Neues! Das gilt insbesondere für all diejenigen, die bislang mit ganz bestimmten Strategien in ihrer jeweiligen Geschäftswelt Erfolg hatten, die aber Schwierigkeiten damit haben, sich auf Veränderungen einzulassen – beispielsweise den Einsatz von KI.
Als nächstes Stand das Thema Islamic Factoring auf der Agenda, das uns als Lösungsanbieter bereits seit einiger Zeit beschäftigt. Hierfür haben wir sogar ein neues, Scharia-konformes Produkt entwickelt – ifX. Umso spannender waren die Zahlen und Fakten, die unser Islamic Factoring-Experte und Sales-Manager für die MENA-Region Abdelrahman El-Beltagy dem Publikum vorstellte. Etwa, dass es derzeit ungefähr 1.000 Banken und Finanzinstitute im Bereich Islamic Finance weltweit gibt. Vor allem aber, dass kein einziges Institut von der globalen Finanzkriese in 2008 betroffen war. Wie kann das sein? Es gibt zahlreiche Vorgaben und Regeln für das Scharia-konforme Banking, darunter die Tatsache, dass das Erheben von Zinsen verboten ist oder dass jede Finanzierung durch ein reales Gut oder eine Dienstleistung gedeckt werden muss. Zurück zu den Zahlen: Islamic Factoring wird ein enormes Potenzial zugesprochen, einige Prognosen sagen ein Umsatzwachstum bis zum Jahr 2030 in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar voraus. Im Bereich des Islamic Finance existieren verschiedene Vertragsarten, die je nach Situation zur Anwendung kommen können, darunter beispielsweise Murabaha oder Musharaka.
Im nächsten Vortrag ging es über zu dem Thema schlechthin heutzutage – Künstliche Intelligenz (KI). Daniel Huszár stellte seine Umfrage vor, in der es unter anderem um die Nutzung von KI im Arbeitsalltag geht. Hier besteht derzeit wohl eine Diskrepanz zwischen der Anzahl der Anwender von KI-Tools und der offiziell freigegebenen Tools in Unternehmen. Das wirft die Frage nach einer Schatten-KI auf und wie damit umzugehen ist. Einer der Hauptgründe für die Nutzung von KI-Tools in Unternehmen ist die Effizienzsteigerung. Eingesetzt wird KI derzeit größtenteils für die Recherche oder das Zusammenfassen und Schreiben von Texten und Konzepten. Da aber auch einige Barrieren für den Einsatz von KI in Unternehmen existieren, lauten die Empfehlungen an dieser Stelle: KI-Schatten möglichst sichtbar machen durch Workshops oder Hackathons und im Anschluss daran erfolgreiche Beispiele skalieren.
Laut Bastian Kurz von Adacor stellt sich nicht die Frage, ob und wann wir KI in Unternehmen nutzen werden, sondern wie. Denn: Längst ist KI in unserem Alltag angekommen, im Privaten wie im Beruflichen gleichermaßen. Ein großes Thema in Bezug auf den Einsatz von KI ist der Datenschutz beziehungsweise die Daten-Souveränität. Oder um es auf den Punkt zu bringen: Rechtssicherheit ist derzeit nur durch eine deutsche KI gewährleistet! Was kann man in dieser Hinsicht tun? Ein Beispiel wurde seitens Bastian Kurz in Form des KI Workplace von Adacor vorgestellt, einer datenschutzkonformen KI-Lösung, die von außen abgeschlossen ist und somit ein hohes Maß an Sicherheit bietet. Anschließend präsentierte Bastian Kurz konkrete Anwendungsbeispiele aus dem HR- bzw. Sales-Bereich: Zum einen kann ich einen HR-KI-Assistenten anlegen, der beispielsweise neuen Kolleg*innen Fragen rund um das Onboarding beantworten kann und damit für erhebliche Zeitersparnis sorgt. Ein anderes Beispiel ist das Einlesen von Daten aus Visitenkarten durch einen KI-Assistenten, der die Daten zielgerichtet an das eigene CRM-System weiterleiten kann. Es gibt mittlerweile zahlreiche Anwendungsfälle, bei denen KI-Assistenten in Kombination mit einer datenschutzkonformen, geschützten Umgebung effizient Aufgaben erledigen können.
Abschließend präsentierte Dr. Vinai Biju den aktuellen Stand der Dinge bei unserem eigenen KI-Tool CubX. Herausgestellt wurde unter anderem nochmals der Unterschied zwischen einer Risikobewertung anhand von Vergangenheitsdaten (Heuristik) und der Prognose mithilfe von LM-Modellen. Bei Letzteren kann man beispielsweise folgende Kriterien für eine Negativ-Frühwarnung heranziehen: Der Entwicklung bei Gutschriften, Direktzahlungen, Teilzahlungen, der Debitorenkonzentration oder dem Warenstreit. All diese Informationen können in das Modell einfließen, um so eine verlässliche Aussage über mögliche Entwicklungen in der Zukunft abzugeben.

Von links nach rechts: Federico Avellàn Borgmeyer, Horst Becker, Abdelrahman El-Beltagy, Daniel Huszár, Bastian Kurz, Dr. Vinai Biju
Panel ``Workflow``: digitales Onboarding
Beim Onboarding von neuen Anschlusskunden gibt es traditionell zahlreiche Wege, die aber oftmals noch manuell oder papierbasiert erfolgen. Fabian Kammering von finstreet hat in seiner eindrucksvollen Präsentation gezeigt, wie mögliche Effizienzgewinne durch die Einführung rein digitaler Prozesse erzielt werden können. Diese Gewinne entstehen etwa durch die Vermeidung von Medienbrüchen, doppelten Datenerfassungen oder manuellen Prüfungen. Die Lösung an der Stelle ist eine Antragsplattform, über die alle individuellen Vertriebskanäle digital abbildet werden können. Hier können so ziemliche alle denkbaren Prozesse entlang einer Antragsstrecke abgedeckt werden, bis hin zur finalen Zusendung eines unterschriftsfertigen, digitalen Vertrags. Wichtig ist, dass man selbst definieren kann und muss, welche Kriterien für einen „Happy Flow“ (Idealfall) erfüllt werden müssen und ab wann ein „Non Happy Flow“ daraus wird. Kennzeichnend ist somit eine relativ hohe Flexibilität in der Ausgestaltung der digitalen Strecke – mit dem Ziel, die jeweils individuellen Gegebenheiten des Unternehmens bestmöglich abbilden zu können.

Links: Fabian Kammering von finstreet und rechts: Federico Avellàn Borgmeyer, efcom
Vortrag Cyber-Security
Der letzte Vortrag behandelte das Thema Cybersecurity. Hier ist es so, dass viele Unternehmen der Meinung sind: „Wir sind doch viel zu klein!“ oder „Wer interessiert sich denn für uns?“ oder „Mit Security verkauft man ja nicht mehr!“. Fakt ist aber laut Tom Hofmann, dass auch kleine, unbekannte Firmen durch gezielte Cyberangriffe mitunter in die Insolvenz getrieben werden. Hinter den Angriffen stecken längst keine Kids in Kellerräumen mehr, sondern teils hochprofessionell agierende Firmen. Diese agieren über kriminelle Marktplätze, auf denen man relativ einfach Zugangsdaten kaufen kann – zu minimalen Kosten. Um sich gegen solche An- und Eingriffe wehren zu können, bedarf es beispielsweise der Einstiegsfrage: Womit verdienen wir unser Geld, also was sind unsere Kernprozesse, die geschützt werden müssten? Und am Ende: Was ist eigentlich zu tun, wenn es trotzdem passiert? Gerade diese Frage wird oft vernachlässigt und führt bei einem realen Angriff zu noch größeren Problemen.

Tom F. Hofmann von wicked.design


