efcom Symposium 2024
Wie funktioniert Factoring international?
Neu-Isenburg, November 2024 – Zahlreiche Kund*innen, Partner*innen, Lieferant*innen sowie einige Interessent*innen aus dem In- und Ausland sind unserer Einladung nach Neu-Isenburg gefolgt und haben den 26. September zu einem Tag des intensiven Austauschs gemacht. Was im Fokus stand, war die Frage: Wie funktioniert Factoring international? Und: Welche Vorteile in Form von Features sowie neuen Funktionen können wir daraus als Software-Anbieter generieren? Hierzu haben wir mehrere Teilnehmer*innen aus vier Kontinenten eingeladen, um dem Publikum deren Sicht auf die Factoring-Branche zu schildern. Es war also eine Reise um die Welt in nur wenigen Stunden, wenn man so will.
Den Anfang machte der neue FCI-Generalsekretär Neal Harm. Er unterstrich in seinem Vortrag, dass sich FCI vor allem als Netzwerk versteht, das für alle Mitglieder weltweit verfügbar ist. Ein Netzwerk, das sich auszahlt, denn die Zahlen im Bereich der Open Account-Finanzierung bewegen sich weiterhin nach oben. Factoring ist international betrachtet immer noch im Anstieg, auch wenn sie dieser mittlerweile abgeschwächt hat. Unternehmen sind im Rahmen der grenzüberschreitenden Handelsfinanzierung auf Know-how, Prozesse und Partnerschaften angewiesen. FCI fungiert hier seit mehreren Jahrzehnten als wichtiges Bindeglied und umfasst mittlerweile über 400 Mitglieder in mehr als 90 Ländern. Eine echte Erfolgsgeschichte.
Ein weiterer wichtiger Akteur im Bereich des internationalen Factorings ist die EBRD. Als klassische Entwicklungsbank ist sie im Besitz von insgesamt 72 Ländern. Marco Nindl hat in seiner Funktion als Senior Banker für das Handelsfinanzierungsprogramm (Trade Facilitation Programme) dessen verschiedene Produkte aufgezeigt. Dazu zählen Garantien, die Liquiditätsförderung sowie das Factoring/Reverse Factoring-Programm. Bei Letzterem wurden seit 2006 insgesamt 2 Mrd. Euro investiert, wobei derzeit acht Länder involviert sind. Die EBRD arbeitet mit FCI zusammen, um in Ländern, in denen das internationale Factoring noch weitgehend unbekannt ist, Know-how zu vermitteln – etwa über Konferenzen vor Ort, Seminare oder Trainings. Insofern leistet die EBRD wichtige Entwicklungsarbeit, um das internationale Factoring-Geschäft weiter voranzutreiben.
Ein internationaler Rundumblick
In die Diskussion waren gleich mehrere internationale Gäste involviert: Nassourou Aminou von FCI (Afrika), Pankaj Mundra von 360tf (Indien/MENA), Cristian Ionescu von Instant Factoring (Osteuropa) sowie Mark Mandula von BCR (USA), Moderator war Federico Avellán Borgmeyer von efcom. Laut Pankaj Mundra sind die zukünftigen Chancen für Factoring in Indien sehr groß, da die Exporte weiterhin steigen. Deutschland gehört dabei zu den größten Importeuren. Das Ziel von 360tf als eines von insgesamt vier Finanzunternehmen in ganz Indien mit Cross-border-Factoring-Aktivitäten ist es, SMEs bei deren Warenexport in die ganze Welt zu unterstützen. Nassourou Aminou berichtet zwar in seinem kurzen Beitrag, dass Afrika derzeit noch einen geringen Anteil am globalen Factoring-Volumen hat. Aber auch hier besteht in all den Märkten zwischen Südafrika und Tunesien, sowie Somalia und Senegal ein enormes Potenzial. Dieses gilt es zu nutzen, auch Dank der wichtigen Vorarbeit durch etwa FCI, EBRD und IFC.
Mark Mandula hat in seinem Vortrag den Factoring-Markt in den USA beleuchtet. Fakt ist, dass es auf dem kaum regulierten US-Markt lediglich drei bis vier wirklich große Factoring-Unternehmen gibt. Trotz der Größe und Bedeutung dieses Marktes, liegt der BIP-Anteil von Factoring bei unter 0,5% (Verglich EU: ca. 12%)! Die Gründe hierfür sind unterschiedlich und liegen u.a. in der Unbekanntheit, im fehlenden Vertrauen, hohen Kosten und Komplexität.
Im anschließenden Beitrag von Federico Avellán Borgmeyer ging es um das Thema Islamic Factoring. Hier bietet efcom seit einiger Zeit das Produkt ifX an, das sich auf die Scharia-konforme Abbildung von Prozessen im Factoring fokussiert. Im Laufe unserer Auseinandersetzung mit diesem Thema haben wir erkannt, dass es hier nicht den Weg gibt, um den Scharia-Anforderungen gerecht zu werden, sondern mehrere richtige Wege. Unsere Lösung unterstützt aktuell folgende Verträge: Wakalah Bi-Al Istithmar, Murabahah, Musharakah, Al-Kharaj bi-al-Daman, Bai Muajjal. Welche Märkte sind hier interessant? In erster Linie Saudi-Arabien und VAE, aber auch andere Länder – beispielsweise in Afrika – deren Bevölkerung teilweise islamisch ist. Auch wenn Islamic Factoring derzeit noch ein Nischenprodukt darstellt, birgt es für die Zukunft ein großes Potenzial.
Abschließend stellte Cristian Ionescu vor, wie sich die Idee der Plattform von Instant Factoring herauskristallisiert hat und welchen Fokus diese hat: kleine bis sehr kleine Unternehmungen, die sonst keinen Zugang zum Finanzmarkt hätten. Die Aktivitäten der Plattform in Rumänien, Serbien und mittlerweile Spanien zeigen, dass die Nachfrage nach solchen Dienstleistungen enorm ist – auch wenn hier das Gesamtvolumen vergleichsweise gering ist.
Einig waren sich die Panelisten letztlich darin, dass Bildung, Schulung und Training wichtige Säulen erfolgreicher Factoring-Geschäfte sind – in all jenen Regionen, in denen es (noch) nicht etabliert ist.
Von HR über eInvoicing zu Risikomanagement
efcom ist in der vergangenen Zeit rasant gewachsen. Nicht zuletzt deshalb betreut Stefanie Harkam nunmehr die Bereiche Recruiting und Talentmanagement. Nach einem Überblick über alle Neuzugänge bei der efcom wurde die Implementierung einer neuen HR-Software von Personio beschrieben. Stichwörter sind hier vor allem Zeit- und Kostenersparnis, Employee Self Service und Personalentwicklung. Beim operativen Recruiting gehen wir neue Wege, um insbesondere bei jüngeren Zielgruppen besser wahrgenommen zu werden. Auch beim Onboarding und bei der Ausgestaltung der Benefits gibt es Neuerungen, wie etwa die Einführung der Workation. Nur so ist es aus unserer Sich möglich, Mitarbeiter*innen langfristig an das Unternehmen zu binden.
Katalin Kauzli realisiert in ihrem Unternehmen PartnerHUB/Ungarn eInvoicing-Systeme für Anbieter von Finanzdienstleistungen. Warum ist dieses Thema gerade besonders aktuell? Weltweit haben rund 80 Länder bereits eInvoicing eingeführt oder stehen kurz davor, das macht über 60% des gesamten Weltwirtschaftsvolumens aus. Eine der Gründe dafür liegen in der Schließung der Mehrwertsteuerlücke. In der EU soll ab spätestens 2030 in allen Mitgliedsstaaten eInvoicing obligatorisch sein. Für Factoring-Unternehmen bietet das Arbeiten mit strukturierten digitalen Rechnungsdaten einen großen Vorteil, nicht zuletzt durch das Ermöglichen von Straight Through Processing und einer damit verbundenen Kostenreduzierung. Wie kann man eInvoicing nutzen? Entweder durch die Umwandlung von hochgeladenen PDF-Rechnungen in das jeweils digitale Datenformat (Beispiel: ZUGFerD), direkt aus dem Rechnungssystem heraus oder über eine Steuerbehörde. Abschließend zeigte Katalin Kauzli Umsetzungsbeispiele aus Ungarn und Indien.
Stephan Kahlenberg von Willis Towers Watson hat Einblicke in die Risikolandschaft hierzulande und darüber hinaus gegeben. Die Prämien sind grundsätzlich in der Vergangenheit konstant nach unten gegangen, während die Umsätze und die Deckungskapazitäten hingegen stetig gewachsen sind. Was zunehmend in den Fokus der Risikobetrachtung gekommen ist, sind die jeweilige politische (In-)Stabilität oder der Umgang mit der Klimakrise. Insofern wird die politische Deckung weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Außerdem steht man gesamtwirtschaftlich vor der Herausforderung, die Zahl der Insolvenzen zu reduzieren.
KI-Einsatz im Factoring
Hinter dem Produktnamen CubX von efcom steckt „Customer behaviour explorer“. Die Kollegen Federico Avellán Borgmeyer sowie Dr. Vinai Biju haben die Idee dahinter erläutert: Auf Basis der Unmengen an verfügbaren Daten aus den Factoring-Prozessen herauszufinden, welche möglichen Risiken, aber auch Chancen bestehen können. Beispielsweise sind Vorhersagen über den Umfang von so genannten „Luftrechnungen“ möglich. Bei der Entwicklung und dem Testing von CubX konnten wir auf anonymisierte Kundendaten zurückgreifen. Hier arbeiten wir vollkommen transparent und im regelmäßigen Austausch mit dem betreffenden Kunden. Die Vorteile auf Kundenseite liegen auf der Hand: rechtzeitige Warnungen über mögliche Zahlungsverzögerungen, eine strategische Kundenkategorisierung, ein verbessertes Risiko- und Cash-Flow-Management.
Juristische Perspektive, Projektmanagement, ef3/efX und efOnline
Im Rahmen der parallel stattfindenden Workshops konnten sich die Symposium-Teilnehmer*innen unter anderem über die bestehende Rechtsprechung rund um das grenzüberschreitende Factoring informieren. Im Vortrag von Wolf Stumpf von Noerr wurden mögliche Hürden und Fallstricke aufgezeigt, sowie interessante Hinweise zur Vertragsgestaltung. Denn letztlich bleibt internationales Factoring ein komplexes Thema, schon allein deshalb, weil wir hier von teilweise sehr unterschiedlichen (aufsichts-)rechtlichen Rahmen und Regelungen sprechen. Umso mehr muss man sich vorab zu dem Was und Wie beraten lassen.
Das efcom Projektmanagement hat in einem weiteren Workshop die Phasen der Zusammenarbeit mit unseren Kund*innen in den Fokus gestellt. Dabei sollten die Teilnehmer*innen den Projektablauf von der Vorbereitung über die Konzeption, die Umsetzung und das Testing, bis hin zum Betrieb selbst anhand von Karten anordnen und anschließend zusammen diskutieren. Das hat auf anschauliche Weise zu einem (noch) besseren Verständnis unserer Prozesse und Workflows beigetragen.
Über unsere Lösungen ef3/efX sowie efOnline und deren Highlights in 2024 wurde ebenfalls berichtet. Hier verweisen wir bei Interesse an Details gerne an unser Sales-Team, das Ihnen gerne weiterhilft.